Die Expressionistische Kirchenmalerei etablierte sich als eigene Stilrichtung zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg veränderte sich nicht nur die Gesellschaft, auch die Kunst trat ihren Weg in die Moderne an. Der Expressionismus stellte zu dieser Zeit vermehrt den Ausdruck und das eigene Erleben des Künstlers in den Mittelpunkt, nicht mehr die naturalistische Darstellung, die bis dahin in der Kunst vorherrschend war.
Auch in der Expressionistischen Kirchenmalerei wandten sich die Künstler von den bisherigen Bilddarstellungen ab. Sie stellten sich gegen den strengen Historismus in der Kirchenmalerei, also das Festhalten an traditionellen Formen seit dem Mittelalter. Neue, moderne Motive waren von nun an auch in den Kirchen zu finden. Der Erste Weltkrieg gehörte dabei anfangs zu den häufigen Motiven der Künstler. Kritik an der Politik und Gesellschaft floss jetzt auch in die Kirchenmalerei mit ein. Ein Beispiel dafür ist der deutsche Maler Peter Hecker, der seine Kriegserlebnisse in der Frechener Kirche St. Audomar bildnerisch abbildete. Neu war in der Expressionistischen Kirchenmalerei auch die künstlerische Darstellung Christis. Bildeten die Malereien bisher überwiegend Heilige ab, stand nun Jesus Christus selbst im Mittelpunkt der Kunstwerke.
Die Kirchenarchitektur unterlag in dieser Zeit ebenfalls einem Wandel. Der Architekt Dominikus Böhm plädierte beispielsweise für eine radikale Veränderung des Kirchenraums. Der Altar sollte hierbei näher an die Gläubigen heranrücken. Diese Bauweise wurde „christozentrisches Bauen“ genannt. Solche Veränderungen wurden jedoch nicht nur positiv aufgenommen. Bisher wurde der Gottesdienst beruhend auf dem „Alten Ritus“ durch den katholischen Priester von der Gemeinde abgewandt durchgeführt. Dass der Altar als Zeichen Christi von nun an als einfacher Tisch inmitten der Gläubigen stehen sollte, erforderte einen Neuanfang und ein Umdenken auch innerhalb der Kirche. Im Zweiten Vatikanischen Konzil wurde diese Art zu Bauen und sich dadurch der Gemeinde zuzuwenden dann auch schließlich durch die Kirche abgesegnet. Es wurden jedoch nicht alle Kirchen umgebaut, eine „christozentrische“ Anordnung war nicht überall möglich. Die Expressionistische Kirchenmalerei übernahm hier eine wichtige Funktion. Sie sollten die fehlende Anordnung malerisch ersetzen bzw. überbrücken. So entstanden in dieser Zeit viele neue Kirchenmalereien, wie zum Beispiel durch Peter Hecker in der Wissener Kreuzerhöhungskirche. Später, als die „christozentrische Anordnung“ sich mehr und mehr durchsetzte, ging diese Art der Wandmalerei wieder zurück und trat in den Hintergrund.
Zum neuen Innenraum gehörte nicht nur eine neue Architektur, sondern auch eine passende Innengestaltung. Jan Thorn Prikker, ein niederländischer Kirchenmaler, war zu dieser Zeit sehr aktiv. Er gestaltete nicht nur die Wände, sondern auch die Kirchenfenster. Die Disziplinen der Kunst und Architektur begannen, sich zu vermischen.
Die Expressionistische Kirchmalerei wird bis heute durchaus kritisch betrachtet. In einigen Fällen wird sogar darüber nachgedacht, Gemälde von damals wieder zu entfernen. So zum Beispiel Hans Zepters Deckenmalereien in der Kirche St. Peter in Köln, die bei einer Sanierung wiederentdeckt wurden, da sie heute als nicht mehr zeitgemäß anzusehen seien.